Der hessische Ministerpräsident zeichnet die Frankfurter Virologin für ihre Verdienste um die Corona-Aufklärung aus
Die Goethe-Universität gratuliert ihrer Virologin Prof. Sandra Ciesek zum Hessischen Kulturpreis, der ihr und der Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyn-Kim heute Abend vom Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) überreicht wird. Die beiden Frauen werden für ihre Verdienste um die Corona-Aufklärung geehrt.
FRANKFURT. „Prof.
Dr. Sandra Ciesek stellt ihr Wissen nicht nur ihren Hörerinnen und Hörern im
Podcast zur Verfügung, mit ihrer wissenschaftlichen Expertise berät sie auch
die Hessische Landesregierung. So hat sie unter anderem die Kinderstudie und
die Lehrerstudie des Hessischen Sozialministeriums geleitet. Sie gehört zweifelsfrei
zu den besten Virologinnen Deutschlands, und wir sind sehr froh, dass sie bei
uns in Hessen wirkt“, sagte der Hessische Ministerpräsident anlässlich der
Verleihung des Kulturpreises an Sandra Ciesek.
Die Laudatio hat der Virologe Prof. Dr. Christian Drosten von der
Charité übernommen, mit dem zusammen Prof. Ciesek im Frühjahr als
Hochschullehrer des Jahres ausgezeichnet wurde. Ciesek und Drosten gestalten
gemeinsam den vielfach ausgezeichneten NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“.
Dass Ciesek sich trotz vielfacher Belastungen bereit erklärt habe, den Schritt
in die Öffentlichkeit zu gehen, sei „ein großer Glücksfall“, so Drosten in
seiner Laudatio. „Ihr gelingt es mit ihrem scharfen und abwägenden Blick, die
Sachlage genau auf den Punkt zu bringen – und das mit der Zuwendung und
Empathie, die sie als erfahrene Internistin mit langjährigem Patientenkontakt
auszeichnet. Damit spricht sie auch viele Bürgerinnen und Bürger an, die für
die kalte Mathematik der Epidemiologie und die verschachtelte Diskussion der
strategischen Handlungsoptionen in der Pandemie eher wenig übrighaben.“ Warum
Ciesek, der Selbstvermarktung, Eitelkeit und Geltungsbedürfnis fremd seien,
diese Mühe auf sich nimmt, dafür hat Drosten eine Erklärung: „Sandra Ciesek
engagiert sich aus altruistischen Gründen. (…) Denn wer Sandra zuhört, weiß
intuitiv, dass sie die Wissenschaftskommunikation als Teil ihrer ärztlichen
Pflicht ansieht.“
„Sandra Ciesek erhält den Hessischen Kulturpreis sehr verdient,
und ich gratuliere ihr herzlich im Namen des Präsidiums der
Goethe-Universität“, sagt Prof. Enrico Schleiff, Präsident der
Goethe-Universität. „Sandra Ciesek hat sich der Herausforderung gestellt, über
ihre anspruchsvolle Forschungstätigkeit hinaus in die allgemeine Öffentlichkeit
zu kommunizieren und ihr Fachgebiet zu erklären – zusammen mit Christian
Drosten im NDR-Podcast und in zahlreichen anderen medialen Formaten. Corona und
die damit verbundenen Einschränkungen haben viele Menschen an ihre Grenzen
gebracht. Sie brauchen Erklärungen, warum diese Einschränkungen notwendig sind.
Diese Aufgabe kann nur erfüllen, wer die wissenschaftlichen Zusammenhänge gut
kennt – und sie auch verständlich vermitteln kann. Frau Ciesek kann das, und
sie hat die Herausforderung mit viel Engagement angenommen. Damit hat sie sich
um den Zusammenhalt in der Gesellschaft und um die Demokratie verdient
gemacht“, so Schleiff weiter.
Zitat Prof. Stefan Zeuzem, Dekan des Fachbereichs Medizin: „Sandra Ciesek hat mit ihrem Engagement für die Wissenschaftskommunikation in Corona-Zeiten viel Mut gezeigt, dafür verdient sie größten Dank und Respekt. Denn wir wissen alle, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die öffentlich auftreten, werden mitunter zur Zielscheibe von unterschiedlichsten Anfeindungen. Sandra Ciesek hat sich hiervon nicht beeindrucken lassen und damit einer offenen Gesellschaft und der Wissenschaft große Dienste erwiesen. Die breite Öffentlichkeit hat durch ihre Kommunikation sehr viel über Virusinfektionen, Übertragungswege, Diagnostik und die Verhinderung durch Impfungen gelernt.“
Sandra Ciesek, Jahrgang 1978, ist Direktorin des Instituts für
Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt sowie Professorin für
Medizinische Virologie an der Goethe-Universität. Schwerpunkte ihrer Forschung
sind die Suche nach neuen Therapieformen für Hepatitis C und, in den
vergangenen Monaten, die Erforschung von Medikamenten gegen COVID-19. Ciesek
hat in Göttingen und Hannover Medizin studiert und sich schon in ihrer
Dissertation auf die Erforschung der Hepatitis-C-Infektion fokussiert. Die
Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet. 2016 wurde sie als Professorin für
Virologie an die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen berufen.
Seit 2019 arbeitet sie an der Goethe-Universität und am Universitätsklinikum Frankfurt,
wo sie seit 2020 maßgeblich an der Forschung zu SARS-CoV-2 beteiligt ist. So
konnte sie mit ihrem Team nachweisen, dass auch symptomfreie Personen Träger
und somit Überträger des Virus sein können.
Die Auszeichnung mit dem Hessischen Kulturpreis ist mit 45.000
Euro dotiert und dem Land Hessen zufolge der höchstdotierte Kulturpreis der
Bundesrepublik Deutschland. Prof. Sandra Ciesek wird ebenso wie Mai Thi
Nguyen-Kim „für ihre Verdienste in der Corona-Pandemie“ ausgezeichnet. Ciesek
wurde vom Land Hessen im Oktober bereits mit einer „Loewe“-Spitzen-Professur
geehrt und erhält fünf Jahre lang Fördergelder in Höhe von 1,4 Millionen Euro.
Bild zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/106803868
Bildtext: Die Virologin Sandra Ciesek von der Goethe-Universität erhält den
Hessischen Kulturpreis. (Foto: Universitätsklinikum Frankfurt)