Wissenschaftsplattform „Schnittstelle Religion“ widmet sich in einer Kinoreihe das Thema Missbrauch in der Kirche
Wie arbeiten Filme Missbrauch in religiösen Kontexten auf? Diese Frage stellt sich eine Filmreihe der Goethe-Universität, die in Kooperation mit dem Cinéma am Roßmarkt gezeigt wird.
FRANKFURT. Mit
dem Bostoner Missbrauchsskandal rückte vor rund 20 Jahren der erste große Fall
sexueller Gewalt im Verantwortungsbereich der Kirche in den Fokus einer fast
weltweiten Öffentlichkeit. Weitere Fälle folgten, nicht nur in den USA, sondern
auch in Europa und Lateinamerika. Betrafen die Enthüllungen zunächst besonders
die katholische Kirche, gerieten bald weitere (christliche)
Glaubensgemeinschaften in den Blick.
Filmschaffende haben diese Enthüllungen frühzeitig und auf sehr
unterschiedliche Weise begleitet, kommentiert, verarbeitet und in Teilen sogar
vorweggenommen: Dokumentarfilme stehen klassischen Thrillern gegenüber,
komplexe Täter*innenporträts wiederum Filmen, die nach den Strukturen religiös
legitimierter sexuelle Gewalt fragen. Die neue Veranstaltungsreihe der
Wissenschaftsplattform „Schnittstelle Religion“ und der Professur für
Religionspädagogik und Mediendidaktik stellt drei zentrale Werke zum Thema zur
Diskussion.
Die Filmreihe Kino, Kirche, Gewalt: Filmische
Auseinandersetzung mit Missbrauch beginnt
am 6.
November 2023 um 18:00 Uhr
mit der
Vorführung von „La Mala Educación – Schlechte Erziehung“
von Pedro
Almodóvar
im
Cinéma am Roßmarkt,
Roßmarkt
7,
60311 Frankfurt am Main.
Der Klassiker des spanischen Kultregisseurs entwickelt ein
komplexes, internes Verwirrspiel von Fiktion und Realität, Gegenwart und
Vergangenheit in turbulenter und bisweilen überzeichneter Weise und wirft damit
die Frage auf, wie sich Missbrauch auf den späteren Lebensweg und die
(sexuelle) Identität auswirkt: Welche Brüche, Umwege und Verdrängungen bedingt
er und wie lassen sie sich filmästhetisch umsetzen?
Das Filmgespräch im Anschluss an die Vorführung mit Karsten
Visarius, Publizist und Filmkritiker sowie Executive Director von Interfilm,
moderiert Viera Pirker, Professorin für Religionspädagogik und Mediendidaktik,
Goethe-Universität.
Weitere Termine und Themen
20. November 2023, 20:30 Uhr
Grâce à Dieu - Gelobt sei Gott (2018)
von François Ozon
Der Film orientiert sich an realen Geschehnissen in Frankreich.
Aus Sicht dreier als Kinder von sexueller Gewalt Betroffener zeichnet der Film
den schwierigen Weg zur Aufklärung nach und blickt auf die Herausforderungen,
die sich hieraus für den Glauben, aber auch das Familienleben der mittlerweile
Erwachsenen ergeben.
Das Filmgespräch mit Xenia v. Tippelskirch, Professorin für
Religiöse Dynamiken, Goethe-Universität, und Co-Direktorin des Institut
Franco-Allemand de sciences historiques et social, moderiert Joachim Valentin,
Direktor der katholischen Akademie Rabanus Maurus, Haus am
Dom Frankfurt und außerplanmäßiger Professor für Christliche Religions-
und Kulturtheorie, Goethe-Universität.
4. Dezember 2023, 18:00 Uhr
Women Talking – Die Aussprache (2022)
von Sarah Polley
Der Film verhandelt am Beispiel einer abgeschiedenen
mennonitischen Gemeinschaft die Schwierigkeiten nicht nur sexueller Gewalt
unterworfener Frauen: Wie lässt sich nach Jahren des Schweigens eine gemeinsame
Sprache finden und welche Auswege bieten sich in ihrer spezifischen religiösen
und sozialen Situation?
Das Filmgespräch mit Doris Reisinger, Post-Doktorandin und
Publizistin, moderiert Viera Pirker, Professorin für Religionspädagogik und
Mediendidaktik (beide Goethe-Universität).
Die Filmreihe wird veranstaltet von der Wissenschaftsplattform
„Schnittstelle Religion“ und der Professur für Religionspädagogik und
Mediendidaktik in Kooperation mit dem Institut franco-allemand de sciences
historiques et sociales und dem Cinéma am Roßmarkt.
Nähere Informationen unter: www.uni-frankfurt.de/kalender
Weitere Informationen
Louise
Zbiranski
Referentin für Wissenschaftransfer und -kommunikation
Forschungsverbund „Dynamiken des Religiösen“ und Koordinatorin
„Schnittstelle Religion“
Historisches Seminar
Goethe-Universität
E-Mail: info.dynamiken@goethe-universtität.de
Redaktion: Pia Barth, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro
für PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12481, Fax 069 798-763-12531, p.barth@em.uni-frankfurt.de