Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ berichtet über wachsende Hürden in der Entwicklungszusammenarbeit
Wenn Nichtregierungsorganisationen aus dem Globalen Norden
Kooperationen mit Organisationen im Globalen Süden eingehen, machen sie immer
strengere Vorgaben, was damit geschehen soll. Wie die Partnerorganisationen vor
Ort damit umgehen, das hat die Sozialanthropologin Melina Kalfelis untersucht.
Über die Ergebnisse berichtet die jüngste Ausgabe von „Forschung Frankfurt“,
dem Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität, diesmal zum Thema „Perspektive
Afrika“.
FRANKFURT. Eine
Patenschaft für ein Kind in Afrika – für viele Menschen in Europa ist das eine
schöne Sache. Sie wollen Gutes tun und freuen sich, dass ihre Hilfe das Leben
von Mädchen und Jungen verbessert. Sie freuen sich über Briefe, Bilder und
Videos, worin der Dank der Kinder zum Ausdruck kommt. Was die Spender nicht
wissen: Die afrikanischen Partner der westlichen Hilfsorganisationen müssen das
Feedback mit viel Aufwand organisieren, oft müssen die Mitarbeiter den
Treibstoff für die Dienstfahrt selbst bezahlen und unbezahlte Überstunden machen.
Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Kinder nicht ganz freiwillig in
die Kamera sprechen. Diese Macht- und Ausbeutungsverhältnisse hat Melina
Kalfelis, Sozialanthropologin an der Goethe-Universität, in ihrer Feldforschung
untersucht. Erlebnisse wie dieses haben sie dazu bewogen, sich über ihre
wissenschaftliche Arbeit hinaus in der Beratung von NGOs im Globalen Norden zu
engagieren.
Neun Monate insgesamt hat Kalfelis Mitarbeiter und Angehörige
zivilgesellschaftlicher Organisationen in Burkina Faso sowie in der Schweiz und
in Schweden begleitet. Denn nur durch teilnehmende Beobachtung lassen sich
soziale und kulturelle Realitäten wirklich verstehen. In ihrer sehr
lesenswerten Dissertation „NGO als Lebenswelt. Transnationale Verflechtungen im
Arbeitsalltag von Entwicklungsakteuren“ weist sie nach, wie die Freiheit
gemeinnütziger Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit eingeschränkt wird
– nicht nur durch repressive, sondern auch durch demokratische Regierungen und
private Stiftungen in Europa und Nordamerika. Sie weist nach, inwiefern die
seit längerem diskutierten „shrinking spaces of civil societies“ auch durch
Akteure wie private Stiftungen verursacht werden – nicht zuletzt durch die 2005
verabschiedete Paris-Deklaration, die eigentlich das Gegenteil hätte bewirken
sollen. Mehr dazu lesen Sie in der jüngsten Ausgabe von „Forschung Frankfurt“,
dem Wissenschaftsmagazin der Goethe-Universität.
In weiteren
Artikeln der aktuellen Ausgabe geht es etwa um einen
Aufsehen erregenden Fossilienfund in Malawi, um bislang wenig erforschte
Felsbilder in der Namib-Wüste und um die Rolle der Literatur in der
Erinnerungskultur im Simbabwe. Ein Generationen übergreifendes beleuchtet
Vergangenheit und Zukunft der Afrikanistik, und in einem Interview gibt der Amerikanist
Prof. Simon Wendt Auskunft über die Beziehungen der Afroamerikaner zum
Kontinent Afrika.
Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2022) kann von Journalistinnen und Journalisten kostenlos bestellt werden über: ott@pvw.uni-frankfurt.de.
Alle
Beiträge sind online erhältlich unter www.forschung-frankfurt.de.
Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Büro PR & Kommunikation, Telefon 069 798-12498, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de