Der Direktor des Instituts für Sozialforschung, Prof. Stephan Lessenich, spricht in der neuen Ausgabe des UniReport über das hundertjährige Jubiläum des IfS und die künftige enge Zusammenarbeit mit der Goethe-Universität.
FRANKFURT. Im August 1922
wurde ein Memorandum zur Gründung verfasst, im Juni 1924 dann das erste Gebäude
bezogen: Wenn das Institut für Sozialforschung sein Jubiläum feiert, feiert es
eindreiviertel Jahre – „ein langes Jubiläumsjahr“, wie Prof. Stephan Lessenich
im Interview mit dem UniReport betont. Lessenich ist als Nachfolger von Prof.
Axel Honneth seit 2021 Direktor des Instituts und zugleich auch Professur für
Gesellschaftstheorie und Sozialforschung an der Goethe-Universität. Mit ganz
unterschiedlichen Veranstaltungstypen, so Lessenich, soll das Jubiläum begangen
werden. Dazu zählt ein mehrtägiger Kongress im Studierendenhaus der
Goethe-Universität, der sich auch an ein nichtakademisches Milieu wenden soll.
Das Jubiläumsjahr soll auch genutzt werden zu hinterfragen, was die
marxistische Tradition des Hauses und der Kritischen Theorie aus heutiger Sicht
noch bedeute: „Welche Rolle spielen mithin heute noch Begriffe, Ideen und die
programmatischen Setzungen des Marxismus, wie übersetzt man das in völlig veränderte
gesellschaftliche Zeiten?“, so Lessenich im Gespräch mit dem UniReport.
Die Zusammenarbeit mit der Goethe-Universität soll künftig enger gestaltet werden, so Lessenich, und zwar sowohl in der Forschung als auch in der Lehre: „Die Konstruktion meiner Professur als Kooperationsprofessur ist ja quasi die institutionalisierte Hoffnung darauf, dass IfS und in dem Fall der Fachbereich 03, aber auch die Goethe-Universität insgesamt, enger zusammenrücken, und zwar im operativen Geschäft, aber auch in der Art und Weise, Wissenschaft nach außen zu präsentieren.“ Lessenich kündigt die Entwicklung eines neuen Masterstudienganges „Critical Social Theory“ an, der die kritische Sozialforschung sichtbar in der grundständigen akademischen Lehre am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und darüber hinaus verankern soll.
Weitere Themen
im aktuellen UniReport:
Aktuelles
-
Eine
neue Bibliothek für 385.000 Bände: Im neu bezogenen Gebäude der Sprach- und
Kulturwissenschaften (SKW) auf dem Campus Westend betreut die sechste
Bereichsbibliothek ab jetzt die Fachgebiete der sogenannten „Kleinen Fächer“.
-
„Erziehung
nach Auschwitz“ – enge Zusammenarbeit mit der Jüdischen Akademie: Der
Erziehungswissenschaftler Prof. Wolfgang Meseth über seine Forschung und Lehre
zum Thema.
Forschung
-
Resistenzen
den Kampf ansagen: Immer mehr Erreger erwerben Eigenschaften, die sie
unempfindlich gegen antibiotische Wirkstoffe machen – Forscher*innen suchen
nach Lösungen.
-
Goethe,
Deine Forscher*innen: Prof. Eveline Wuttke, Wirtschaftspädagogin, im Porträt.
-
Das
Corona-Update Frankfurt: Wichtige Erkenntnisse zu Teststrategien, Impfschutz
und Therapie. Die Virologin Prof. Sandra Ciesek über die Pandemie im Winter.
-
Bakterien
für den Klimaschutz: alltagstaugliche Wasserstoffspeicherung und die Aussicht
auf den Abbau von Kohlendioxid.
-
Spannungsgeladen
und interkulturell anschlussfähig: Leibniz-Preisträger Prof. Hartmut Leppin
setzt sich in seinem neuen Buch „Paradoxe der Parrhesie“ mit der antiken
Wertschätzung der freien Rede in der Politik und im sozialen Bereich
auseinander.
Studium,
Lehre und Qualifikation
-
Fachschaften
freuen sich über neue Mitstreiter*innen: Die Corona-Pandemie hat mitunter die
studentische Partizipation erschwert, doch in der Präsenz zeigen wieder mehr
Studierende Interesse an der Mitarbeit in Fachschaften und Gremien.
-
Zentraler
Aktionsplan Chancengleichheit: Interne Zwischenevaluation zeigt, dass die
Goethe-Universität bei der Beseitigung der Unterrepräsentanzen vorangekommen
ist.
-
Goethe
on Tour: Deutschlandstipendiaten entwickeln interaktive Tour für den Campus
Westend.
-
Gesundheitsförderung
– ganz niedrigschwellig: Das Zentrum für Hochschulsport hat viele Ideen für
einen aktiven Studierendenalltag entwickelt.
Campus
-
Man
sieht es einer Person nicht von außen an“: Der Informatiker Prof. Andreas
Dengel hat kürzlich das Netzwerk „Blue;Science“ ins Leben gerufen, um Menschen,
die vom Thema Depressionen betroffen sind, zusammenzubringen.
-
Wenn
man weiß: Alles ist geregelt. Die Goethe-Universität ist als
Stiftungsuniversität eine gute Adresse, wen man mit seinem Nachlass Forschung
und Lehre unterstützen möchte.
International
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Angehörige
von Paul Bloomquist besuchten Campus Westend: Als am 11. Mai 1972 eine Bombe
der RAF im damaligen Hauptquartier des V. US-Korps explodiert, tötet ein
Splitter den amerikanischen Oberstleutnant – 50 Jahre später besucht seine
Familie den Ort des Attentats am IG-Farben-Haus.
Rückblicke
auf Veranstaltungen
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10.
UCT Science Day: Krebsforschende aus Frankfurt und Marburg standen im
Austausch.
-
Eine
Kultur des Hinsehens erreichen: Die Bad Homburg Conference des
Forschungskollegs Humanwissenschaften zum Thema „Kindheit und Gewalt“.
-
Angst
vor allem, was anders denkt“: eine Tagung zum Thema Homosexualität und
Transgender des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam.
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Spracherwerb
als Schlüssel zum Verständnis der menschlichen Kognition: 15. Ausgabe der
Internationalen Linguistik-Konferenz GALA an der Goethe-Universität.
Der
UniReport 5/2022 steht zum kostenlosen Download bereit unter:
https://www.unireport.info/aktuelle-ausgabe